Seit einigen Jahren interessieren mich genau die Fragen, die in epischen Action-Filmen nicht beantwortet werden. Wenn zum Beispiel Zehntausende Krieger in irgendeiner Wüste aufmarschieren, ist mir die Schlacht egal. Ich frage mich vielmehr, woher die alle in dieser gottverlassenen Gegend ihr Frühstück bekommen haben.
Weil ich als Vater eines Zwölfjährigen nun auch um die x-te Star-Wars-Episode nicht herumkommen werde, nagt eine weitere Frage an mir: Was machte eigentlich Darth Vader, als er der dunklen Seite der Macht diente, in seiner Freizeit? Man kann ja nicht ganztägig nur böse sein. Al Capone ging gerne in die Oper und von Adolf Hitler ist bekannt, dass er sich in der Kantine der Wolfsschanze gerne zu den Sekretärinnen setzte, um zu chillen.
Wie war das bei dem ollen Darth? Was, zum Beispiel, aß und trank er gerne? Wahrscheinlich konnte er wegen seines Helms nicht richtig essen. Vielleicht hat er durch einen Strohhalm Milkshake gezuzelt. Aber natürlich immer dann, wenn die Kamera gerade nicht auf ihn gerichtet war.
Wobei: Im berühmten Todesstern muss es ja Freizeiträume gegeben haben. Und bestimmt auch einen Videokanal. Stellen wir uns also Darth Vader vor, wie er am Abend (Problem: Wann ist es im Weltraum Abend …?) müde vom Böse-Sein in seine Kabine schlurft, Pantoffeln anzieht und auf Starflix seine Lieblingsserie guckt. Doch auf die Freizeitgestaltung lieferte George Lucas nie einen Hinweis. In keiner Todesstern-Szene habe ich je PX-Läden mit Schokoladeriegeln und Todesstern-T-Shirts gesehen, ja nicht einmal Getränkeautomaten (mit Energy-Drinks „Dark Bull“). Dabei musste es in einem so gigantischen Militär-Raumschiff sehr langweilig werden, wenn nicht gerade die Vernichtung eines Planeten auf dem Dienstplan stand.
Ein anderes Problem sind die Laserschwert-Duelle. Die erinnern mich nämlich an eine Szene in der Filmkomödie „Skin Deep“, in der zwei Nebenbuhler im Schlafzimmer der gemeinsam begehrten Frau aneinander geraten. Aufgrund der Dunkelheit sieht man allerdings nur die in unterschiedlichen Farben leuchtenden Kondome, die sich beide gerade übergezogen haben. Jedesmal, wenn ein Jedi sein Laserschwert zückt, muss ich mir das Kichern verkneifen.
Was hat das alles mit Mallorca zu tun? Sehr einfach: Zwei mallorquinische Regisseure, Toni Bestard und Marcos Cabotá, haben 2015 einen wunderbaren Dokumentarfilm über den damals noch lebenden David Prowse gedreht, der im Darth-Vader-Kostüm steckte und um den gebührenden Ruhm betrogen wurde: „I am your father“. Von dem britischen Muskelmann ist bekannt, was er in seiner Freizeit tat: Er war ein liebevoller Familienvater und wurde als Hauptfigur von Erziehungsfilmen über Verkehrssicherheit ein Held im wirlichen Leben. „Darth Vader“, das ist die Wahrheit, hat dafür gesorgt, dass britische Kinder sicher über die Straße kamen. Und zwei Mallorquiner haben dem Mann ein bewegendes Denkmal gesetzt.
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Kolumne in der Inselzeitung Februar 2020