Wir hatten mal einen Hund namens Tsampa. Es handelte sich angeblich um eine Himalaya-Rasse, was durchaus der Wahrheit entsprechen kann, denn tatsächlich sah Tsampa aus wie ein Mikro-Yeti auf vier Beinen, bei dem man wegen der Zotteln erst, wenn er rannte, mit einiger Sicherheit sagen konnte, wo vorne und hinten war. Eine zeitlang war es einfacher, denn mein Zweitgeborener kam eines Tages gemeinsam mit seinem Freund auf die Idee, Tsampa bunt anzumalen. Jungs eben … Weil es sich um schwer abwaschbare Farben handelte, konnten wir uns ein oder zwei Wochen lang daran orientieren: Grün war vorne.

Das Erstaunlichste an diesem ungefähr sitzkissengroßen Geschöpf war die Fähigkeit, Barrieren zu überwinden. Mehrmals schaffte er es, sich durch den Zaun zu unserem Hühnergehege zu zwängen und dort ein Halali auf die Küken zu veranstalten. Den Vogel schoss er jedoch ab (man beachte die assoziative Wortwahl …), als wir eines Tages nach Hause kamen und der Nachbar uns den mittlerweile wieder naturfarbenen Tsampa (Erdnussbutterbeige) mit den Worten aushändigte: „Der war bei uns im Patio“.

Der Patio des Nachbarn ist von nahezu zwei Metern senkrechten Marèsmauern umgeben. Wie Tsampa dort reingekommen ist, haben wir jemals weder ermitteln noch verstehen können. Dass Tsampa mit einer Katzenfamilie aufgewachsen war, bot eine ungenügende Erklärung. Jedenfalls nannte ich den Hund ab diesem Moment Hillary, nach dem Erstbesteiger des Mount Everest.

Apropos Erstbesteigung: Das Sexualleben der Ziegen hat es ja in sich. Es ist bekannt, dass Tierbabies sich schneller entwickeln als wir lahmen Menschen. Aber dass sich die Zuzel- mit der Bumsphase überschneiden kann, war dann doch eine Überraschung. Ich will das Thema nicht näher ausführen …

Und dann lebte eine Schildkröte in unserem Garten, von der wir nicht wussten, wie sie hereingekommen war und wie sie wieder hinauskam. Die Natursteinmauern rundherum sind zwar nicht hoch, wenn man als einsneunundsiebzig hoher Mensch auf sie blickt. Aus der Perspektive einer Schildkröte hat man jedoch eine Art Berliner Mauer vor sich. Dass der kleine Biopanzer wirklich gehüpft ist, kann ich mir schwer vorstellen. Das Entkommen durch einen Fluchttunnel oder eine Entführung durch Außerirdische (oder andere Fremde) erscheint plausibler. Trotzdem habe ich die Schildkröte Jumpy genannt.

Und ja, wir lieben Tiere, aber nein Danke, wir wollen momentan keine Katzenbabies aufnehmen.

Kolumne in der Inselzeitung Oktober 2020