Zuallererst herzlichen Dank an alle, die mich im Hinblick auf meine Lesung am Freitag 10.9. vorab hier moralisch unterstützt und mit einem Toitoitoi-Feuerwerk Richtung Santanyí verabschiedet haben. Die Stimmung war derart positiv aufgeladen, dass mein Auto mit dem Auspuff gewedelt hat, als es losging.

Vorher habe ich tagelang darüber nachgedacht, wie ich das Publikum gleich zum Auftakt in Stimmung bringen könnte. Erst am Tag der Veranstaltung kam mir eine ebenso riskante wie reizvolle Idee: Um das Eis zu brechen und mal etwas zu bieten, was man sich bei einer Lesung eher nicht erwartet, habe ich den bösesten Verriss vorgelesen, der mir je gewidmet wurde. Ausgerechnet für den Roman „Deine fremde Tochter“, den ich selbst in vieler Hinsicht für meinen bisher besten halte. Was soll ich sagen –die Anwesenden waren schlagartig bei der Sache. Danach hatte ich zwei Stunden, um zu beweisen, dass mein Zeug doch nicht so übel ist. Man soll sich die Latte hoch legen, dann wird das schon.

Wenn ich eine Lesung vorbereite, denke ich mir zu Beginn: Easy, einfach ein paar Texte zusammenstellen, eine nette Begrüßung, ein paar Überleitungen und am Schluss die Domaine der Autoren-Homepage ins Publikum pusten, wo sie alles nachlesen können, was sie bei der Lesung nicht erfahren haben. Doch dann stellt sich der Krawehl-Effekt ein und Beklemmung kriecht an mir hoch. Vor meinen inneren Augen sehe ich Loriots geniale Literatur-Lesung-Parodie aus der Filmkomödie „Pappa ante Portas“ („Krawehl, krawehl!“). Und ich sage mir: So nicht! Ich will leuchtende Augen im Publikum sehen. Die Leute kommen teilweise von weit her und schenken mir einen ganzen Abend lang ihre Zeit und Aufmerksamkeit. Sie haben sich eine spezielle Anstrengung verdient. Die Lesung muss knallen!

Vom Echo zu schließen, hat sich die Mühe gelohnt. Auch mir hat der Abend großen Spaß gemacht. Nochmals ein monumentales Dankeschön an die Veranstalterin Ingrid Flohr, die unermüdliche, gewissenhafte und sympathische Santanyíanische Kulturaktivistin, sowie an Tanja und Jochen Spörrer, die mit ihrem StilArt Concept Store die perfekten Gastgeber waren. Die beiden muss ich auch um Entschuldigung bitten: Auf meinen Wunsch haben sie extra eine Uhr mit großer Zeitanzeige organisiert, damit ich die Länge der Lesung unter Kontrolle hatte. Mit Schamesröte muss ich gestehen, dass ich kein einziges Mal draufgeguckt habe.

Krawehl …!