Erstmals besucht im März 1987, damals ein Geheimtipp, keine Besucherregelung, eine Kuriosität fernab der touristischen Trampelpfade: der surrealistische Garten des Künstlers, Dichters und Millionärs Edward James nahe dem Dorf Xilitla in der Provinz San Luis Potosí. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts verwirklichte der schottische Exzentriker 440 Straßenkilometer von Mexiko-Stadt seinen Traum. Er stellte Dutzende Arbeiter an und ließ sie ohne Gesamtkonzept, ohne Pläne einfach drauflosbauen. Hier ein paar Säulen, dort eine Skulptur, da ein Häuschen, ein paar Terrasse und Treppen und zwischen die Bäume hinein eine Wendeltreppe ins Nichts. Die Einheimischen hielten ihn für beklopft. Immerhin: Heute kann das Dorf Xilitla seinen Besuchern den angeblich einzigen surrealistischen Garten Lateinamerikas zeigen. In den 90er Jahren wurde das Anwesen restauriert und als Freilichtmuseum zugänglich gemacht, eines der merkwürdigsten in Mexiko (das Mumienmuseum in Guanajuato wäre noch eine würdige Konkurrenz). Die Nachricht über die Renovierung beruhigte mich, denn als ich ungefähr ein Jahr später – neuerlich mit meiner damaligen Gefährtin Marlene Ehrenberg – zurückkehrte, waren beunruhigende Zeichen des Verfalls zu sehen. Genannt wird der Garten heute offiziell „Las Pozas“. In meinem Reisetagebuch nenne ich ihn noch „Rancho La Concha“, so nannte man diesen verrückten Ort wohl. Auf Instagram tfitzner54 zeige ich in den kommenden Wochen Fotos, die ich damals geschossen habe. Wahrscheinlich ist der Garten heute aufgeräumter. Aber auch Verfall hat seinen Reiz.