Im Roman taucht er nur kurz auf, wie eine Sternschnuppe, und wenn ich nicht mehr über ihn erzählt habe, dann einzig, um den Erzählfluss nicht zu stören: Alexander Klein (1879-1961). Obwohl keinesweg weltberühmt, ist er als Architekt das Idol des Protagonisten. Hier kann ich mich endlich über den großen Klein auslassen.

Gestoßen bin ich auf diese Figur, als die Mallorca Zeitung im Juli 2009 auf meinen Vorschlag eine Sonderausgabe über das Thema Hitze produzierte. Die Redakteure überlegten sich, was man alles dazu schreiben könnte. Das war eine Menge! Ich wählte u.a. „Die Kniffe der alten Meister“: Unter diesem Titel schrieb ich einen Artikel über die Tricks der traditionellen Architektur, mit Hitze umzugehen. Neben Kunstgriffen der arabischen Architektur wie der „windbetriebenen Beduinenzelt-Klimaanlage“, die ich in einem Museum in Dubai bewundern konnte, fand ich bei meinen Recherchen einen faszinierenden Aufsatz namens „Wohltemperierte Architektur“. Darin wird erzählt, wie der in Odessa geborene Architekt Alexander Klein im Berlin der 20er Jahre nach Wegen suchte, Arbeiterwohnungen klimatechnisch zu optimieren.

Mir erschien zunächst sympathisch, dass ein offensichtlich brillianter Fachmann seine Energien nicht den Palästen der Reichen gewidmet hat, sondern der Architektur für die unteren Schichten. Elektrische Klimaanlagen waren keine Option, darum fokussierte Klein notgedrungen die „passive Klimaregulation“, d.h. wie man durch bloße Gestaltung der Häuser und Räume ein angenehmes Wohnklima erzielen konnte. Zu seinen Tricks gehörte eine Erhöhung der Räume und eine Raumverteilung und Fensteranordnung, die diagonale Belüftung und verminderte Sonneneinstrahlung ermöglichte. Aber das eigentlich Geniale war, dass er seine Betrachtungen nicht auf einen Aspekt – das Raumklima – beschränkte, sondern danach trachtete, alle wesentlichen Faktoren unter einen Hut zu bringen, zum Beispiel geringe Baukosten und die bestmögliche Nutzung der verfügbaren Grundstücksfläche.

Alexander Klein war Jude und wanderte 1933 nach Haifa im heutigen Israel aus. In Nahost konnte er seine Erkenntnisse bei weit extremeren Klimabedingungen testen und weiterentwickeln.

Ich wollte diesem Mann ein kleines Denkmal setzen. Zumal der Held des Romans mit seiner Idol-Wahl eine Charakterprobe abliefert. Abschließende Beobachtung: Wie viele tausend Jahre ist die Menschheit nun mit Architektur beschäftigt, hat einen gigantischen Schatz von Erkenntnissen angesammelt, und trotzdem wird so viel idiotisch gebaut. Was wird Architekten in den Universitäten eigentlich beigebracht? Oder werden sie von „modernen Anforderungen“ (wir wissen alle, welche das sind) gehindert, die gesammelten Erfahrungen aller Jahrhunderte und Kulturen anzuwenden? Erzählt mir nicht, man käme an die Info so schwer ran …

Foto: Traditionell klimaoptimierte Hochhäuser aus Lehmziegel im Hadramaut, Yemen.