Stern 18/2005
(Für den Artikel wurden mehrere Autoren interviewt, im Folgenden der mich betreffende Auszug)
Dichter unter Palmen
Arbeiten, wo andere Urlaub machen: INSELAUTOR müsste man sein. Oder? Nicht jedem scheint mit der Sonne auch das pure Glück. Der stern hat einige Schreiber in ihren Klausen besucht.
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DER ÖSTERREICHER THOMAS FITZNER, 44, war Beobachteroffizier bei UN-Einsätzen, ehe er sich als Schriftsteller, Werber und freier Journalist auf Mallorca niederließ. In seinem Roman „Mallorca, Feng-Shui und zwei halbe Orangen“ fragt Protagonist Edgar: „Eine Existenz auf einer Ferieninsel, konnte das mehr sein als ein unverschämter Traum?“ Aber wie!
Der ironische Schmöker schildert den naiven Paradiesanspruch eines Neu-Insulaners – und wie sich dessen Perspektiven verändern. Fitzner kramt tief in den teils abgründigen Beziehungskisten deutscher Residenten und Mallorquiner. Segen und Fluch des Tourismus werden genüsslich seziert. Leute, „die nicht mal Scheiße auf Spanisch sagen können“, nimmt der Inselautor ebenso auf die Schippe wie jene Überangepassten, die ständig tönen: „Unsere Freunde sind alle Mallorquiner.“ Dass Mallorca „zu Tode besucht“ werde, kollidiert nur scheinbar mit der Beobachtung, „unzählige alte Bauten wurden nur durch Touristengeld erhalten“. Beides trifft ja zu. „Mallorca hat zu viele Ausländer, die im eigenen Saft schmoren“, sagt Fitzner in Costitx, wo er mit seiner mallorquinischen Frau und der kleinen Tochter lebt. „Nicht bloß Deutsche, auch Andalusier und Marokkaner. Die Insel ist ein Multikulti-Laboratorium, voll mit sozialem Sprengstoff.“
Auch Fitzner möchte nicht zu jenen Zugereisten gehören, welche die Melodie „Nach mir der Baustopp“ pfeifen. „Ich jammere nicht über neue Autobahnen oder Fluglärm. Bin ja auch Werbetexter. Nur wenn die Insel floriert, kann ich Geld verdienen.“ Mit Bücherschreiben wird kaum ein Insulaner reich. Das fällt eher unter die Rubrik Selbstverwirklichung.
Wolfgang Röhl und Volker Hinz (Fotos)