Das Exklusivinterview mit Rafa Nadal wurde zum Teil schriftlich (per E-Mail), zum Teil telefonisch über Nadals Onkel und Trainer Toni Nadal durchgeführt. Auftraggeber war das Targeta Verda Magazine, die Zeitschrift der Fundació Balears Sostenible, einer kurzlebigen Initiative der Balearenregierung für Umweltschutz und nachhaltigen Tourismus. Man beachte den ökologischen Drall des Gesprächs …
Als wir das Interview führen, ist Rafa Nadal die Nummer zwei der Tennis-Weltrangliste. Er hat gerade zum zweiten Mal das Grand-Slam-Turnier von Paris gewonnen, gilt als „Kaiser der Sandplätze“, wo er mit 60 Siegen in Serie den 30 Jahre alten Rekord von Guillermo Vilas pulverisiert hat, und ist – natürlich – der international bekannteste mallorquinische und balearische Sportler. Nadal kommt aus Manacor, einer Stadt im Inselinneren. Trotz seiner Jugend – er feierte während des Turniers von Roland Garros seinen 20. Geburtstag – ist ihm der Erfolg nicht in den Kopf gestiegen und seine mentale Stärke, mit der er scheinbar unmögliche Situationen bewältigt, beeindruckt immer wieder aufs Neue. Er antwortete exklusiv auf unsere Fragen.
TVM: Abgesehen vom Gras in Wimbledon – was ist deine Lieblingspflanze?
RN: Obwohl meine Resultate noch nicht optimal sind, spiele ich tatsächlich sehr gerne auf Rasen. Auch atmosphärisch ist das ein echtes Erlebnis, wenn es noch sehr grün ist. Was Pflanzen anlangt – ich bin ganz allgemein ein Liebhaber der Natur.
TVM: Wieviele Tennisschläger verbrauchst du pro Jahr? Und was geschieht mit den verbrauchten Schlägern? Werden die recycelt?
RN: Ich verbrauche zirka 25 Schläger im Jahr. Normalerweise schenke ich sie alle her; entweder für wohltätige Zwecke oder an Leute, die mich darum bitten.
TVM: Einige fragen sich: Was genau geht in den 60 Minuten vor sich, bevor wir die Spieler auf den Platz kommen sehen?
RN: Ich bin ganz ruhig im Umkleideraum, gemeinsam mit meinem Gegner. Je nachdem, um wen es sich dabei handelt, kann es zu einem Gespräch kommen, zum Beispiel mit meinem Freund Carlos Moyà. Aber normalerweise entspanne ich mich, plaudere mit den Leuten, die mich begleiten, und schaue mir das Spiel an, das auf dem Bildschirm gezeigt wird. 30 bis 40 Minuten vor dem Spiel beginne ich dann mit den Vorbereitungen.
TVM: Hat ein Elitesportler wie du eigentlich noch Muskelkalter?
RN: Sehr selten, aber nach einem speziell harten Spiel kann es vorkommen.
TVM: Treiben die Spieler untereinander Scherze? Kannst du uns einen erzählen?
RN: Ja. Besonders Carlos Moyà spielt einem gerne Streiche. Zum Beispiel hat er mir mal bei einem Turnier in Schweden vor dem Spiel die Sportkleidung versteckt …
TVM: Dein Piratenlook ist groß in Mode gekommen. Entscheidest du, was du dir anziehst, entscheidet der Sponsor, wird es mit allen besprochen oder wie funktioniert das?
RN: Nike schlägt vor. Dann werde ich konsultiert und entscheide. Obwohl – fast immer bin ich mit dem Vorschlag einverstanden.
TVM: Schaust du Tennis im Fernsehen?
RN: Ja, ziemlich oft. Vor allem, wenn ich zu Hause bin.
TVM: Welche andere Sportarten gefallen dir?
RN: Besonders Fußball. Ich gehe noch immer manchmal mit Freunden kicken. Aber auch Golf.
TVM: Von allen Tennisspielen der Geschichte, die du gesehen hast, und wenn wir von deinen absehen, welches war für dich das aufregendste, dramatischste und schönste?
RN: Das Spiel von Carlos Moyà gegen Roddick in Sevilla, das Spanien den Daviscup eingebracht hat.
TVM: Du bist viel unterwegs. Gehörst du zu der Sorte Mallorquiner, die ständig ihr mallorquinisches Salzgebäck und die Sobrasada-Streichwurst dabei haben, oder probierst du gerne das typische Essen der jeweiligen Länder?
RN: Ich habe tatsächlich immer meine mallorquinischen Ros d’Or-Kekse dabei. Die japanische Küche schmeckt mir sehr gut. Aber wenn ich trainiere, habe ich selten Gelegenheit, lokale Spezialitäten zu probieren, denn man bereitet mir ein spezielles Menü mit viel Pasta zu.
TVM: Wo wir übers Essen sprechen: Was ist dein mallorquinisches Lieblingsgericht?
RN: Die mallorquinischen Speisen schmecken mir alle, aber besonders gerne esse ich Garnelen und Fisch.
TVM: Nachdem man dich zum Botschafter der Balearen ernannt hat, können wir die folgende Frage nicht vermeiden: Was sind für dich die schönsten Orte der Inseln?
RN: Auf Mallorca fasziniert mich das Tramuntana-Gebirge. Ich habe ein paar herrliche Wanderungen gemacht, eine von Deià nach Sóller, auf dem alten Trockenstein-Weg, und eine andere von Banyalbufar zum Port des Canonge. Auf Menorca gefällt mir Ciutadella und auf Ibiza D’Alt Vila, die Altstadt von Ibiza. Beide Städte habe ich oft besucht, als ich Turniere auf den Inseln spielte, und mir gefällt die Atmosphäre in den Häfen.
TVM: Welche Naturzone kennst du am besten?
RN: Den Strand Es Trenc auf Mallorca. Dort bin ich immer schwimmen gegangen, während meiner ganzen Kindheit. Momentan habe ich dafür weniger Zeit.
TVM: Und zum Abschluss: Was vermisst du abgesehen von deiner Familie am meisten, wenn du außerhalb der Balearen unterwegs bist?
RN: Das Meer und meine Freunde.
Targeta Verda Magazine, Ausgabe Sommer 2006