Wer viel fantasiert, dem wird nicht geglaubt. Darum stehe ich vor einer Herausforderung. Wenn mir einer erzählte, was ich jetzt erzählen werde, würde ich mir an die Stirn tippen. Aber da muss ich durch.
Wohlan. Wir saßen also beinander, unsere Freunde und wir, in einem hübschen Haus in unserem hübschen Dorf auf Mallorca und genossen Fondue. Die Freunde, ein Schweizer und eine Spanierin, erzählten Erstaunliches. Sie, die Spanierin, habe einen Test durchgeführt, indem sie zwei Schalen mit Reis aus derselben Packung gefüllt, in verschiedene Zimmer gestellt und auf jede ein Wort geschrieben habe – auf die eine „Hass“, auf die andere „Liebe“.
Dann sprach sie täglich mit beiden Schalen. Der „Liebe“-Reis wurde freundlich angesäuselt, die „Hass“-Portion wüst beschimpft. Bald begann der „Hass“-Reis zu verfaulen, während die „Liebe“-Schale in strahlendem Weiß verharrte.
Das kann man nun glauben oder nicht. Doch in der Schweiz hat man ein ähnliches Experiment mit Käse angestellt. Nur dass keine Hasstiraden oder Zärtlichkeiten auf die Käselaibe losgelassen wurden, sondern Musik. Ein Käsehändler und ein Wissenschaftler wollten herausfinden, ob die auf reifenden Schweizer Käse wirkte.
Ergebnis: Nicht Mozart, nicht die Beatles erzielten den besten Effekt (übrigens Musik, die nachweislich auf Kleinkinder die beruhigendste Wirkung ausübt). Nein. Schweizer Käse reagierte speziell positiv auf … Hiphop!
Sie schütteln den Kopf. Dann lassen Sie mich nachlegen. Als während des Zweiten Weltkriegs mehrere Bomber der US Air Force in der Schweiz notlandeten, brachten deren Besatzungen den Jazz in das Alpenland, die Radiosender begannen diese Musik zu spielen und der Schweizer Bauernbund forderte alsbald, dass die Barbaren-Töne erst nach der Ins-Bett-Geh-Stunde der Landwirte gesendet werden. Soviel zum Thema Landwirtschaft und Musik.
Nun aber: Wo las ich die unglaubliche Nachricht vom Hiphop Loving Cheese? In der „Schweizer Revue“, Ausgabe Juli 2019 auf Seite 11 in der Rubrik „Kultur“. Titel: „Musikalischer Schweizer Käse“.
Diese Chauvinisten. Klingt wieder so, als ob Camembert keine Ahnung von Musik hätte. Aber im Ernst, der Artikel klärt auf: „Diese (Analyse) belegt, dass die Beschallung wichtige Aromastoffe des Käses verändert hat.“
Unglaublich aber wahr. So ist das mit meinen Kolumnen. Meistens …
Kolumne in der Inselzeitung März 2022