Manchmal stolpert man über Autoren, die nicht nur in keine Schublade passen, nein, man müsste einen eigenen Schrank bauen. Als ich vor drei Jahrzehnten erstmals mit dem Werk des 1954 verstorbenen Fritz von Herzmanovsky-Orlando in Berührung kam, hatte ich das Gefühl, auf einen geheimen Schatz gestoßen zu sein. Geheim schon deshalb, weil dieser exzentrische altösterreichische Adelige zu Lebzeiten kaum und auch danach nur geringe Verbreitung fand. So richtig bekannt wurde er, als mit Friedrich Torberg ein Großmeister der österreichischen Literatur eine überarbeitete Gesamtausgabe herausgab und danach eine Kontroverse entbrannte, wie stark man in das Werk eines verstorbenen Autoren eingreifen konnte. Hier ging es nicht um politische Korrektheit sondern vielmehr um eine Art Lektorat, an dem der Urheber kein Mitspracherecht ausüben konnte. Gelesen, genossen und nun beschrieben habe ich die Torberg-Ausgabe. Herzmanovsky-Orlando war ein Paradiesvogel unter den Autoren, und sprachlich so kreativ, dass ich ihn alleine deshalb zu einem meiner Idole erkoren habe. Dass ich trotzdem dreißig Jahre brauchte, bis ich mir das allmählich verstaubende Buch vornahm, hat mit dem tendenziell chaotischen und beliebigen Aufbau der Erzählungen zu tun. Sie funkeln vor Ideen, aber die Handlungen mäandern beliebig durch fantastische Landschaften. Dass Herzmanovsky trotzdem begeistert, spricht für sein fabuliererisches Genie, man sehe mir die Wortschöpfung nach. Zur kompletten Besprechung, der neunzehnten meiner Buchempfehlungs-Ecke, geht es HIER.