Auf der Suche nach einem Sommerthema stieß ich in den untersten Schubladen meiner Erinnerungen auf eine Anekdote, die ihre Reize speziell nach einem Stau-Erlebnis mit ausgefallender Klimaanlage entfaltet.

Vor sehr vielen Jahren besuchte ich einen Freund in Kapstadt. An einem der ersten Tage meines Aufenthaltes schlug er vor, wir könnten gemeinsam eine Bekannte besuchen, in deren Wohnung immer etwas los war und wo selbst ausgewiesene Langweiler willkommen waren. Ich sagte begeistert zu.

Wir setzten uns in sein Auto (das ich in bleibender Erinnerung habe, weil es mir später auf der Garden Route die Frage beantwortete, wie ein Automatikgetriebe klingt, wenn man bei achtzig den Rückwärtsgang einlegt) und fuhren los. Unterwegs gestand er mir wie nebenbei, dass er nicht wirklich wisse, wo sie wohnte, nur ungefähr das (Kap)Stadtviertel. Meine freudige Erwartung mutierte zu verhaltenem Frust und ich maulte, dass wir die Bekannte wahrscheinlich nie finden würden. Hahaha, erwiderte mein Freund, und lachte eine Minute bis zur sechzigsten Sekunde herzhaft durch. Offenbar hatte ich einen furchtbar drolligen Aspekt angesprochen. Er wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht und verriet: „Die ist sehr einfach zu finden. Sie hat …“ zwinker, zwinker, – „… ein schwarzes Auto!“

In Erwartung einer Megapointe hatte sich mein ganzer Körper für ein tosendes Bruhaha bereit gemacht, doch ach, ich verstand den Gag nicht und der zum Lachen geöffnete Mund blieb einfach so.

Sie ist, erklärte darauf mein Freund – und sein zuckender Bauch verriet nachhaltige Belustigung – die einzige Verrückte weit und breit, die in einem derart heißen Klima ein dunkles Auto fährt. Sobald wir also ein solches geparkt sehen, klopfen wir an die Tür des nächsten Hauses und dort wohnt sie dann wahrscheinlich.

Nun ist Kapstadt nicht eben klein, doch es funktionierte. Auf einem Parkplatz zwischen mehreren Wohnblöcken sichteten wir ein schwarzes Auto und bereits der dritte Passant, den wir fragten, wies uns zur richtigen Tür. Mein Freund, der mir einiges an Lebenserfahrung in heißem Klima voraus hatte, erklärte mir, dass sich dunkle Autos unter der Sonnenbestrahlung auf unerträgliche Weise aufheizen würden. Und fügte hinzu: Sie ist schon eine verrückte Kuh. Und wegen ihres schwarzen Autos im ganzen Viertel bekannt.

An diese Anekdote erinnere ich mich immer dann, wenn ich auf Mallorca all die eleganten dunklen Karossen sehe, deren Insassen sich im Sommer ohne Klimaanlage binnen Minuten in Grillwürstchen verwandeln würden.

Ich habe mich bemüht, ein paar pfiffige Sätze zum Thema Sonneneinstrahlung, Innentemperatur, Energiesparen durch Farbwahl beim Auto und die Priorität des Coolseins über die Umwelt zu komponieren, doch das Duell zwischen erhobenem Zeige- und ausgestrecktem Mittelfinger endete in einer stilistischen Gesamtniederlage. Somit überlasse ich die weiteren Gedankengänge dem Leser. Nebenbei gestehe ich, dass unsere Familienkutsche über viele Jahre hinweg ein schwarzer Dacia war. Aber ich schwöre: Es war ein Gelegenheitskauf, wir waren jung und brauchten das Fahrzeug.

Nur eines: Wenn Sie heute von einer Adresse in Palma nur wissen, dass der Bewohner ein schwarzes Auto fährt, dann toi toi toi für die Suche.

Kolumne in der Inselzeitung Juli 2025