Vor gut 25 Jahren wurde Mallorcas Flughafen Son Sant Joan vom Airpörtchen zum Mega-Airport umgebaut. Obwohl geplant vom renommiertesten Architekten der Insel, sah ich im Herbst 2001 meine Skepsis gegenüber moderner Architektur bestätigt. Ich wirkte damals an einem Marketing-Pilotprojekt für TUI mit. Auf dem Weg zur ersten Besprechung fand ich nirgendwo einen Abfallkübel. Diese potenziellen Bombenverstecke waren aufgrund der Psychose nach den Terrorangriffen von New York entfernt worden. Stattdessen standen im ganzen Terminal Hunderte Plastikkübel herum, weil das Dach undicht war. Selbst wenn die Novemberstürme desselben Jahres als mildernder Umstand gelten können, fand ich es bezeichnend, dass es in das brandneue megamoderne Superbauwerk überall reintropfte.

Der Kritik an den langen Wegen kann ich mich hingegen nicht anschließen. Erstens ist der Flughafen zwangsläufig groß, sonst könnte er an Sommer-Wochenenden nicht eine halbe Million Fernsüchtige abfertigen. Zweitens bestätigen Ärzte und Schuhfabrikanten, dass Gehen gesund ist. Wer der Versuchung der Laufbänder widersteht, hat als Passagier in Son Sant Joan sein Fitness-Pensum alleine mit dem Gang vom oder zum Flugsteig quasi im Vorübergehen (ha ha) erfüllt.

Allerdings kann die Länge eines langen Marsches einschläfernd wirken. Als ich einmal spät nachts landete, die letzten Passagiere des Tages, trotteten wir alle müde durch den menschenleeren Flughafen hinter irgendjemandem her. Der Mensch an der Spitze dieser Karawane verlief sich jedoch, und wir alle im mentalen Schnarchmodus hinterher. Irgendwann standen dann ungefähr hundert Leute ratlos in einem Teil des Flughafens, der definitiv nicht der Ausgang war. Was haben wir gelacht! Was haben wir Kilometer gemacht!

Noch ein paar Prä-Mega-Airport-Schmankerl. Nur Wenige wissen, dass auf demselben Boden, wo heute jährlich 20 bis 30 Millionen Passagiere abgefertigt werden, am 2. Juli 1916 erstmals ein Flugzeug auf der Insel landete. Damals ein Acker. Der erste richtige Flughafen (Son Bonet) wurde ganz woanders gebaut. Aber Salvador Hedilla – eine Skulptur neben der Fluglotsen-Zentrale erinnert an den Tollkühnen – bewies eine Nase für Flug-Plätze.

Auf dem ehemaligen Standort einer talayotischen Siedlung sind wir alle schon mal herumgerollt, denn das steinerne Denkmal befand sich dort, wo in den 70er Jahren die zweite Piste gebaut wurde. Immerhin hat man die Trümmer in derselben Anordnung auf der Grüninsel der Autobahnauffahrt neu aufgestellt. Abu Simbel lässt grüßen.

Und da war da noch die Anekdote vom einmillionsten Passagier. Im Juli 1963 erwarteten Blaskapelle, Konfettischleuderer und Würdenträger eine junge Dame, um diesen Meilenstein zu feiern. Zufällig befand sich im Flieger auch eine echte und weniger junge Berühmtheit, nur unter dem unbekannten echten Namen Agatha Mary Clarissa Miller. Die meinte, das Empfangskomittee sei für sie. Doch dieses hatte keine Ahnung, dass die sich geschmeichelt fühlende Lady, die herzlich grüßend die Treppe herabstieg, Agatha Christie war.

In diesem Sinne und trotz allem: Glückwünsche zum 25er, mein lieber nicht ganz dichter Mega-Flughafen!

Kolumne in der Inselzeitung Februar 2023