Nicht nur um Waschmittel und Kaugummi an den Mann zu bringen, sind Werbetexter ständig auf der Suche nach Slogans und Mottos – auch Polit-Strategen und Fremdenverkehrte zerbrechen sich zunehmend den Kopf, welchen (womöglich gereimten) Spruch man auf sein Wappen malen soll. Ein Werbespruch soll die ganze Angelegenheit bekanntlich in möglichst rosiges Licht tauchen. Reizvolles ergibt sich, wenn man diese Regel außer acht läßt. So könnte für das 2000jährige Bregenz das heurige Motto lauten:
„Brigantium bringt Finanzi um.“
Man beachte den Schuß Latein. Oder für das Spiel auf dem See:
„Berge funkeln, Motoren summen,
Faune munkeln, Bühnen brummen,
Und per Seilbahn die Geister kummen,
Blitze, Donner und Krawall,
Gebirge, Himmel, Hölle, All,
Motorboot und Raketen,
Nur Mozart geht im Zauber flöten.“
Verlassen wir die Disneyland-Depandance am Bodensee und wenden wir uns der frisch betunnelten Montfortstadt zu, um auch diese mit einem blöden Slogan zu ärgern:
„Im Amberg klafft ein Riesenloch,
In Feldkirch staut sich’s immer noch.“
Naja, ein Straßentunnel läßt sich dichterisch kaum positiv verarbeiten. Oder doch?
„Pfänder-, Arlberg-, Citytunnel,
Arlberg, und jetzt auch noch Ried,
Der Autofahrer hierzulande
Nur noch in die Röhre sieht.“
Wobei Tunnels sicherlich eine höchst lobenswerte Einrichtung sind, verbannen sie doch das Verkehrsgetöse in den Untergrund. Im Jahr 2200 wird ein ausländischer Transit-Autofahrer vielleicht schon dichten können:
„In Deutschland fuhr ich in die Erde,
Im Schweizerischen kam ich raus,
Dazwischen lag, ich glaub, das Ländle,
Oben Ruhe, unten Staus.“
Ausgetunnelt, Schluß damit. Wenden wir uns einem anderen, höchst aktuellen Thema zu:
„Es wallen die Gefühle wild,
Um Wild und Wald, daß es nur knallt,
Der Förster barsch den Jäger schilt
Und umgekehrt, es reicht jetzt bald
Dem Wald.“
Ich hätte in diesem Zusammenhang auch gerne ein Gedicht über den Katalysator gemacht, aber ich kann mir darauf noch überhaupt keinen Reim machen.
Glosse in der Neuen Vorarlberger Tageszeitung, 22. Juli 1985