Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine rote Nase noch keinen Narren. Denn es rennen Rotnasen herum, die ihrem Humor nach ohne weiteres auch Verkühlte sein könnten. Also anstrengen bitte. Mit einer originellen Verkleidung beispielsweise ist schon viel getan. Man muß es ja nicht übertreiben wie jener Stadtamtsdirektor, der sich als Kanaldeckel verkleidet auf die Straße wagte, spurlos verschwand und erst Wochen später in der Endabrechnung für das Baulos II A des städtischen Kanalisationsprojektes wieder auftauchte.
Der Spaß ist ebenfalls vorbei, wenn es zu beruflichen Verwirrungen kommt. So versuchte ein Gangster, der sich als Polizist verkleidet hatte, einen Polizisten, der sich als Gangster verkleidet hatte, zu verhaften. Der Plan schlug nur deshalb fehl, weil ein anderer Polizist das Manöver durchschaute, sich als Gangster in Polizistenverkleidung verkleidete und den als Polizisten verkleideten Gangster rechtzeitig festnahm.
In solchen Fällen wären Parallel-Verkleidungen vonnöten, etwa die Polizisten als Amerikaner und die Gangster als Russen. Oder umgekehrt, je nachdem, wo der Umzug stattfindet. Verwechslungen können jedenfalls nicht Sinn des Faschings sein, da hört sich Ore Ore auf.
Desgleichen sollte man nicht um jeden Preis superoriginell sein wollen. Wie jener Bankdirektor, der sich unbedingt als zinsbegünstigter Investkredit verkleiden wollte und darob wahnsinnig wurde. Merke: Krankhafter Ehrgeiz schadet den Magenschleimhäuten.
Auch geht ein Appell an die Vernunft, den Spaß doch nicht zu weit zu treiben. In unserem Haus verkleidete sich einer als Treppe und wurde von der emsigen, aber kurzsichtigen Nachbarin so lange gebohnert, bis das Treppenhaus sauber war.
Besaufen sollte man sich ebenfalls nur mit Maß und Ziel. Als Faustregel gilt: Sobald man soviel verschüttet, daß nichts mehr im Glas bleibt, wird es langsam Zeit, aufzuhören.
Nun noch der kulinarische Tip für unsere Narren: Das Fasnatmenü 86 besteht aus Knallerbsensuppe, Pasta Asciutta con fetti und Dirne Helene.
Ein zweifaches Ore!
Glosse in der Neuen Vorarlberger Tageszeitung, 7. Februar 1986