Syrien, noch unter der Herrschaft von Hafez al-Assad, dem Vater des heutigen Präsidenten, war das zweite Land meiner Sieben-Länder-Tour. Die Golan-Höhen und Damaskus wurden für einige Jahre zu meiner zweiten Heimat. Ich studierte Arabisch und konnte mich auf meinen Reisen in die Länder der Region (Jordanien, Ägypten, UAE, Oman, Yemen) schon einigermaßen verständigen. Allerdings hat es Syrien nie so richtig in meine Geschichten geschafft, dazu blieb das Land zu unnahbar. Doch hier fand ein wichtiger Part meiner schriftstellerischen Existenz statt: Meinen Romanerstling „Die Kaktuspflückerin“ habe ich großteils während langer Nachtschichten als Offizier vom Dienst im Hauptquartier der UN-Truppen in Damaskus geschrieben und endlos um- und neugeschrieben – wenn nicht etwas los war (ich erinnere mich an einige hektische Nächte, als wir Relais für einen Geiselverhandler des UN-Hauptquartiers in New York spielten, der zu den unmöglichsten Zeiten Botschaften erhielt oder mit dem Auto aus dem Libanon kommend plötzlich auftauchte).

In den stillen dunklen Stunden in diesem Hochhaus an der gewaltigen Fayez Mansour-Einfallstraße, die in einen Kreisverkehr mündete – von unseren Kameraden der kanadischen Fernmeldetruppe wegen der spontan anmutenden syrischen Fahrkultur respektlos „Holy Fuck Circle“ genannt – dort also schrieb ich einen Roman, der in Mexiko spielte. Aus diesem Land kam ich gerade, nach zwei intensiven Jahren, die Eindrücke noch frisch im Kopf.

Allerdings habe ich dank enger Kontakte auch die syrisch-arabische Mentalität gut kennengelernt. In einem der Luxushotels der Stadt kaufte ich jede Woche das „Newsweek“-Magazin, von Zensoren oft bis auf ein Gerippe verkleinert, weil alle Artikel mit Aussagen über Nahost, Israel, Syrien und Assad herausgeschnitten waren (in jeder Ausgabe!). Dem Verkäufer schlug ich vor, er möge mir vom offiziellen Verkaufspreis nur jenen Anteil berechnen, der vom Magazin noch übrig war. Verlegenes Lächeln.

Während meiner Jahre als UN-Offizier habe ich mich stets freiwillig zum Dienst am Heiligen Abend gemeldet. Ich hatte damals keine Familie und der Umgangston an Feiertagen war tendenziell freundlicher – auch und gerade im eher harschen Militär-Ambiente.

Damit habe ich die Überleitung von Syrien und Damaskus zum heuten Heiligen Abend geschafft. Nun bleibt noch ein Mittag zu erwähnen, nämlich dem des 14. Januar 2024. Um 12 Uhr lese ich aus Texten, die sich aus Lebenserfahrungen in sieben Ländern gespeist haben, im sehenswerten Gewölbe von Can Gats, Llucmajor, Mallorca.

Anmeldungen: iflohr.santanyi@gmail.com, Tel. +34 690218709

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Das Foto entstand bei einer Wanderung durch die so genannte Weiße Wüste nicht weit von Damaskus.

Friedvolle Weihnachten!