Bregenz ist derzeit ein Dorf von Welt. Wer das nicht glaubt, soll einmal am Seeufer spazierengehen und Passanten nach der Uhrzeit fragen. Ich tat es neulich.
„Rösnöjölmötöt“, antwortete mir der erste, offenbar ein Nordländer, und schüttelte mir freundlich die Hand. „Nalrösplömöt.“
„Lömöl“ gab ich höflich zurück und wanderte weiter.
„Etä la pläso ka wite lüi“, versuchte mir ein blondes Mädchen weiterzuhelfen.
„Nö pa fronze“, bedauerte ich, zeigte einfach nur auf mein Handgelenk, wo normalerweise eine Armbanduhr ist, und machte ein weinerliches Gesicht.
„Oh, mal, mal“, sagte das Fräulein und begann mir eine Salbe draufzuschmieren.
„Nö, nö“, sagte ich und zog meine Hand weg.
„Ack war die Happ dat häls soll mat palle dann“, begann ein älterer Herr mit mir zu diskutieren. Ich pflichtete ihm in allen Punkten bei und setzte meinen Weg fort, nicht ohne mich mit einem herzlichen „Knall haf die Watte“, verabschiedet zu haben.
Doch für meine nächste Begegnung war ich gerüstet. „Se taim plies“, bat ich in fließendstem Englisch.
Der angesprochene Herr sah auf seine Uhr, dann ein wenig leidend gen Himmel und nach einigem Nachdenken stammelte er: „It is … it is … hargotsak, wie hoaßt des no schneall!“
Schließlich stieß ich auf ein Rudel germanischer Aussteiger. „Dürfte ich fragen, wie spät es ist?“
„Digital oder normal?“
„Normal.“
„Hamwa nich.“
„Dann digital.“
„Gustav, sag dem starken Typen da, wie spät es auf deiner Digital-Uhr ist.“
„Was will der?“
„Er will wissen, wie spät es ist.“
„Ätzend, Mann! Echt ätzend! ’Ne gehetzte Kreatur!“
Ich erfuhr, daß es zu spät sei.
Glosse in der Neuen Vorarlberger Tageszeitung, 17. Juli 1985