Fund in zwei abgewetzten, blassgrünen Briefumschlägen des Familienarchivs: Schwarzweiß-Fotos, die mein Großvater als Soldat in Frankreich geschossen hat. Wären nicht so viele Uniformierte darauf zu sehen, könnte man sie für normale Urlaubsfotos halten. Eines der gezeigten Bilder ist auf der Rückseite datiert: Am 19. April 1942 besuchte mein „Opapa“ das Pferderennen in Longchamp, Bois de Bologne, 16. Arrondissement von Paris. Auch das Café ist identifiziert: Es ist das „Viktoria“ am eleganten Boulevard des Capucines. Und der Eiffelturm darf in der Sammlung natürlich nicht fehlen.
Die Entdeckung, dass mitten im Zweiten Weltkrieg so etwas wie Tourismus möglich war, gehörte zu den Grundbausteinen der Handlung. Die spielt in einem frazösischen Weingut, das von der deutschen Besatzungsmacht als „Urlaubshotel“ konfisziert wurde. Ursprung eines Rätsels, dessen Klärung viele Jahrzehnte später mit dem Besuch eines jungen Deutschen in Gang gesetzt wird.
Interessantes Feedback bei der Leserunde auf Lovelybooks: Die Szene zum Einstieg, als der junge Deutsche vom Schlossbesitzer beim Besuch des Weinguts wegen der Ereignisse in der Besatzungszeit vorgeführt wird, erinnert einen Leser an eine ähnliche Erfahrung in Polen. Der musste erleben, wie deutsche Touristen im Dom von Marienwerder metaphorisch an die Wand gestellt wurden wegen „damals“.
Ich stütze mich in diesem Roman zwar auf historische Fakten und auf meine Lebenserfahrung, insbesondere auf meine Beobachtungen zum oft problematischen Verhältnis Gegenwart-Vergangenheit. Aber manchmal verblüfft es mich trotzdem, wenn das Erfundene so intensiv mit der Realität korreliert.
Was mich ebenfalls freut: Einige Leser bekennen, dass sie das Buch nachdenklich gemacht hat. „Nur“ eine Liebesgeschichte. Aber eben doch nicht nur.