Als ich für den Roman „Das Geheimnis von Chateau Limeray“ recherchierte, machte ich mich über die Region von Amboise schlau und stieß ich auf eine verblüffende Geschichte. Dass in der Loire gefischt wurde, war schon klar. Aber Lachs!? War mir neu. Hinter der Lachsfischerei verbergen sich dazu interessante Fakten. Die alten Römer waren Demokraten, wenn es um die Fischerei ging: Jeder konnte, wo und wie er wollte. Aber im Mittelalter, als die Gallier sich vom „Joch“ befreit hatten und für sich selbst entscheiden konnten, wurde es feudal. Der leckere Lachs, der 800 Kilometer von der Atlantikmündung bis zu den Laichgründen im Oberlauf durchschwamm, war als Delikatesse einzig und allein den Adeligen und dem Klerus vorbehalten. Vielleicht erklärt das die Revolution – einer Nation von Feinschmeckern das Beste vorzuenthalten, war nicht clever.
Der Fischhängler Rodolphe Charente spielt als Erbauer des Chateau, in dem die Handlung angesiedelt ist, eine wichtige Rolle. Mit den Bestimmungen über den Lachs ging er lax um, er verkaufte den Fisch unter der Hand an wohlhabende Nichtadelige. Ein kleines Schlitzohr, aber so wird man eben reich und kann sich ein Schlösschen im Stil der Aristokraten bauen. Mit der Lachsfischerei ging es jedoch bald bergab, weil die Loire infolge der Industrialisierung zugebaut wurde.
Seit 1994 ist das Fischen des „wilden Lachs“ in der Loire verboten. Die im Fluss laichende Spezies gilt als naturhistorische Besonderheit und ist geschützt. Die Spuren der Lachsfischerei haben sich jedoch im Chateau erhalten, das die Vorfahren der Protagonisten meines Romans zu einem Weingut umgewandelt haben: Die Fresken und Deckengemälde zeigen Szenen der Fischerei, und ein wichtiges Instrument der Fischer ist der einzige Schmuck der ansonsten simplen Fassade: der Dreizack. Dieses Detail spielt in der Handlung eine wichtige Rolle.
Bild: Das Château de Chenonceau bei Tours, wo man’s nicht weit hatte zum Wasser. In der Nähe dieses Schlosses wurde 1836 der letzte Lachs gefangen.